im winterlichen Jägerlatein. NEU! Mit Hörspiel
Untertitel
Auf einmal klopft es heftig an die Tür. „Tiroliiiiiii! Du musst uns helfen!“ Emil und Lotta stehen ganz wild aufgeregt vor der Tür. „Wir haben ein riesen Problem! Was heißt hier riesen Problem?! Wir haben ein riiiiiieeeeesen, riiiiiieeeeesen riiiiiieeeeesen Problem!“
„Wie sollen wir das denn machen?“ Lotta hüpft in Tirolis Stube herum, als auf einmal alle anfangen zu lachen. Lotta hat gar nicht bemerkt, dass sie noch in voller Montur, mit Mütze, Handschuhe, Schal und Winterjacke in der Stube steht. Dafür mit ausgezogenen Stiefeln. „Wir müssen in der Schule ein Projekt über Snowboarden machen! Snowboarden!“, keucht der ansonsten coole und kluge Emil.
„Ausgerechnet wir! Lotta geht das ganze Jahr nur rodeln und ich kann ja nur schifahren.“ „So schwer kann das jetzt ja nicht sein…“, will Tiroli gerade sagen, als er von Lotta unterbrochen wird. „Rodeln ist das Aufregendste der Welt!“, und schon sprudelt Lottas Abenteuergeschichte aus ihr heraus.
„Die Nacht war beißend kalt und der Wind heulte. Der Vollmond schien so hell, dass man kilometerweit sehen konnte. Der Weg war eisig und steil. Im Wald, seltsame Geräusche. Ein Knacksen. Ein Pfeifen. Ein Winseln. Waren das die Geister dieses Berges? Die Quälgeister? Tapfer ging ich weiter. Schritt für Schritt. Kurve um Kurve. Kein Wunder, dass der Berg so heißt. Jeder muss sich hier abquälen. In der Ferne konnte ich das Quälberghaus sehen.
Endlich da: das Quälberghaus. Das Ziel aller mutigen Rodler. Ein unheimlicher Ort. Vor dem Haus brannte ein riesiges Lagerfeuer, ein ganz riiiiiieeeeesiges Lagerfeuer. Im Inneren der Hütte konnte ich vier unheimliche Gestalten sitzen sehen…“
„Sag mal Lotta, du meinst aber nicht zufällig das Lehnberghaus*?“ „Wie? Nein, das heißt ... äh ... Quälberghaus. Ich schwöre!“, verteidigt sich Lotta.
„Schifahren ist das überdrüberoberlässigemaximale Abenteuer!“, legt Emil aufgeregt los. „Ja, erzähl schon!“, rufen alle. „Da gibt es eine streng geheime Skipiste, die ist so schwer, dass sie nicht blau, auch nicht rot und auch nicht schwarz ist. Die ist nämlich sooooo gefährlich, dass sie gar keine Pistenfarbe hat. Seit Generationen trauen sich nur die Allertapfersten hinunter. Nur wenige trauen sich überhaupt bis zum Starthaus. Alleine schon die Namen, die die Kurven und Geraden haben, lehren einen das Fürchten: die berüchtigte Krausefalle, der wilde Keilhang, der bedrohliche Märchenschuss und nicht zuletzt die höllische Hausbergtante. Ja, das ist die Schleif…“ „Schleif? Du meinst doch nicht die Streif*?!“ „Streif? Wie? Nein, Schleif…“, wird Emil immer leiser.
„Die wahren Abenteuer erlebt man allerdings nur beim Snowboarden!“, fängt Tiroli geheimnisvoll an zu reden. „Es gibt ein verzaubertes
Tal mit dem Namen Winterfuchs. Keine Wegweiser, keine Landkarte führen dorthin. Nur wer eins ist mit seinem Snowboard wird den Eingang finden. Denn wenn man in die Nähe des Tales kommt, beginnt das Snowboard zu sprechen. Es ist eine verzauberte Sprache, die nur das Herz versteht. Zudem muss man dann während der ganzen Fahrt die Augen geschlossen haben. So viel Mut und Vertrauen haben nur Snowboarder.
Wilde Abfahrten, tiefer Schnee, pfeifender Wind, flüsternde Stimmen und eine seltsame Musik, all das muss man überstehen. Dann bleibt man plötzlich stehen und alles ist ruhig. Wenn die Sonne dann ins Gesicht scheint, darf man die Augen wieder aufmachen. Und dann sieht man es: Meterhohe Wellen aus purem Schnee, riesige Pforten aus Kristallen, auf denen man bis zu den Sternen...“
„Wellen aus Schnee? Winterfuchs?“, Lotta und Emil schauen sich zweifelnd an. „Ach, du meinst Hintertux*! Und den coolen Snowboardpark*!“ „Ich wollte halt auch so eine super tolle Geschichte erzählen!“, meint Tiroli leise. Alle brüllen vor Lachen über ihre eigenen Lügenabenteuer los. Nachdem sie sich alle wieder beruhigt haben, erzählt ihnen Tiroli alles übers Snowboarden. Von einem Österreicher namens Toni Lenhardt*, vom Wellenreiter Tom Sims* und dem Gefühl namens „Freiheit“.
Lotta und Emil schreiben sich alles auf ein Blatt Papier, damit sie ja nichts vergessen. „Das wird ein tolles Projekt!“, freuen sich die beiden. „Danke Tiroli!“
Text : DIETER SEELOS
Illustrationen: PAULA NIKOLUSSI
* SCHLAUMAX-BOX