Illustrationen von Paula Nikolussi
Tiroli und Laura sitzen in der Abenddämmerung am Waldrand und warten auf Igel Siggi,
der meistens nach Einbruch der Dämmerung auf Futtersuche hier vorbeikommt.
Aber weil er sich nun schon seit Tagen nicht hat blicken lassen, machen sie sich Sorgen.
„Igel schlafen viel, den ganzen Winter. Und im Sommer schlafen sie untertags und vielleicht auch nachts, wenn sie sehr müde sind?“, überlegt Laura.
„Ich habe noch nie gehört, dass Igel Sommerschlaf halten“, erwidert Tiroli. „Ich glaube, wir sollten ihn suchen! Wir wissen ja, wo er wohnt!“
Und so schleichen Tiroli und Laura abends in einen Garten, zu dem sie eigentlich keinen Zutritt haben. Wie gut, dass viele ihrer Freunde kleine Tiere sind. Diese können sich auch in fremden Gärten frei bewegen. Aber ist das überhaupt der richtige Garten? Es schaut hier alles ganz anders aus als früher!
„Hier fehlt das hohe Gras“, piepst Frosch Fips. „Hier fehlt alles, was einen Garten ausmacht!
Die Blumen, die Sträucher…“, stellt Katze Kathi fest. Aber vielleicht finden wir Siggi ja leichter, wenn er sich nirgends verstecken kann.“
Die Freunde lauschen, ob sie ein Schnaufen, Schmatzen oder Rascheln hören, aber es ist still.
Nur Vogel Fredi fliegt aufgeregt zwitschernd von Ast zu Ast des einzig übrig gebliebenen Baumes.
„Kannst du kurz den Schnabel halten?“, fragt Fips. „Wir hören ja nichts!“
Schließlich finden sie den kleinen stacheligen Ball. Siggi liegt zusammengerollt unter einer Schaufel. Er ist nicht verletzt, trotzdem schaut er seine Freunde mit traurigen Äuglein an. „Warum bekommt man dich überhaupt nicht mehr zu Gesicht? Wir hatten schon Angst, der Fuchs hat dich geholt!“, sagt Tiroli zu ihm.
„Gegen den Fuchs kann ich mich zur Wehr setzen!“, antwortet Siggi, „aber schaut euch diesen Garten an! Seit die neuen Besitzer eingezogen sind, wächst hier fast nichts mehr. Und dann treibt auch noch der unsympathische Mähroboter täglich sein Unwesen!“
„Stimmt, hier sah es früher viel schöner aus!“, pflichten die Freunde ihm bei. Siggi schnauft tief und schwer. „Es war ein Paradies! Und jetzt? Ich weiß gar nicht, wo ich das Nest für meine Jungen bauen soll. Ich habe diesen Garten so geliebt! Aus Kummer habe ich tagelang nichts gefressen!“
„Ich kenne einen Garten, den du vielleicht auch lieben wirst“, sagt Laura. „Den Garten meiner Oma! Da wachsen Bäume, Sträucher, Gräser, Blumen und viele Käfer krabbeln herum.“
„Klingt gut!“, seufzt Siggi. Weil er vor Traurigkeit zu schwach ist, um dorthin zu laufen, trägt Tiroli ihn. „Aber wenn du mich mit deinen Stacheln stupfst, lasse ich dich fallen!“, warnt er.
Siggi kuschelt sich in Tirolis Hände und wartet ab, wo die Reise hingeht.
Schon von Weitem riecht er mit seiner guten Nase, dass das Paradies näher kommt. „Zum Glück gibt es viele Menschen, die wissen, was Tiere brauchen!“, freut sich Tiroli. „Und Menschen brauchen so ein Naturparadies ja auch!“ „Weil wir alle zur Natur gehören!“, bemerkt Eule Emil und lugt putzmunter von einem Ast herunter. „Emil, du? Ist es schon so spät? Nun aber schnell nach Hause!“